DAS WEINHAUS   Christian, Du kommst gerade von der „ProWein“ in Düsseldorf. Wie war die allgemeine Resonanz?

Die „ProWein“ etabliert sich immer mehr zu einer der wichtigsten Weinmessen in der Welt. Es ist schon beeindruckend von wo die Aussteller und Besucher alles her kommen. „Leider“ konnte ich nur sehr begrenzt andere Aussteller besuchen, da wir selber an unserem Stand noch mehr als im letzten Jahr zu tun hatten! Unser Fazit ist durch und durch positiv. Eine sehr erfolgreiche „ProWein“!!

DAS WEINHAUS   Wir zwei arbeiten erst seit kurzem zusammen. Erzähle kurz von Dir. Wo hast Du Deine Ausbildung gemacht, welche Stationen hast Du durchlaufen und seit wann trägst Du die Verantwortung im elterlichen Betrieb?

Ok, ich versuche es kurz zu machen. Ich habe in Geisenheim mein Weinbau- und Oenologie-Studium gemacht und dabei ein Semester an der Universität in Bordeaux studiert. Vor und während meinem Studium habe ich in Australien (Mount Langi Ghiran, Victoria), Österreich (Weingut Weninger, Burgenland), Süd-Afrika (Saronsberg, Tulbagh), USA (Roots, Oregon) und im Burgund (Comtes Lafon) gearbeitet. Pünktlich zum Herbst 2010 war ich zurück auf dem elterlichen Betrieb.

DAS WEINHAUS   Was war oder ist die größte Herausforderung seit dem Generationswechsel auf Deinem Weingut?

Meine Eltern unterstützen mich wo Sie können, wofür ich sehr dankbar bin. Ohne deren Hilfe würde es nicht gehen. Daher sehe ich eine große Herausforderung in Zukunft alles so zu regeln, dass es auch mal ohne die Zwei läuft.

DAS WEINHAUS   Deine Eltern arbeiten noch tatkräftig mit, wie Du mir erzählt hast. Wie wichtig ist Dir diese Unterstützung?

Wie schon geschildert ist diese sehr wichtig. Meine Mutter kennt alle unsere Kunden persönlich, und regelt das Tagesgeschäft großartig. Auf der anderen Seite ist die Erfahrung meines Vaters von enormer Bedeutung. Er hat ja schon einige Herbste mehr auf dem Buckel wie ich. Als Winzer hat man in seinem Leben nicht so viele Chancen große Weine zu machen, jeder Jahrgang ist anders und die Zeit vom Austrieb im Weinberg bis zur Abfüllung dauert Jahre. Blöd ist, wer da alle Fehler nochmals selber machen möchte!

DAS WEINHAUS   Nach welcher Philosophie werden Deine Weine produziert?

Nach meinen vielen Aufenthalten im Ausland, habe ich die Besonderheit unserer Weine erst richtig verstanden. Wir haben hier ganz besondere Böden und ein super Klima um Weine zu produzieren,  die durch Filigranität und Eleganz überzeugen. Mein Ziel ist und war es noch nie z.B. Südafrikanische Weine zu produzieren, die oft wahnsinnig dicht und voluminös sind. Ich möchte feine Weine auf die Flasche bringen, die durch ihre Vielschichtigkeit und Komplexität beeindrucken und einfach Spaß beim trinken machen. Am Ende des Abends muss nicht die Flasche, sondern der Karton im Keller leer sein!

DAS WEINHAUS   Als ich Deine Kollektion verkostet habe, war ich vor allem von den erstklassigen Lemberger-Qualitäten begeistert. Sie wirken auf mich fast burgundisch, jedoch mit einer herrlich raffinierten Würze untermalt. Was macht diese Rebsorte in Deinen Augen so besonders?

Wir haben hier eine großartige württembergische Rebsorte, die alles hat was einen großen Rotwein ausmacht.  Für mich hat der Lemberger mit den höchsten Lagenanspruch und zeigt seine Herkunft auf wunderbare Art.  So schmeckt unser Lemberger GG „St. Michaelsfeder“ vom bunten Mergel ganz anders als der Lemberger vom Bönnigheimer Sonnenberg, der auf Gipskeuperböden steht.

DAS WEINHAUS   Ich behaupte mal, dass Du bei den „Großen Gewächsen“ Rotweine produzierst, die ohne Wenn und Aber zur europäischen Spitze gezählt werden können. Wo liegt das Geheimnis dieser Qualität?

Der Ursprung des württembergischen Lembergers liegt eigentlich genau hier wo sich unser Weingut befindet, zwischen Heuchelberg und dem Stromberg. Das soll heißen, dass wir beste Bedienungen für diese Rebsorte haben, und sie sich hier sehr wohl füllt. Der Schlüssel zu großen Weinen liegt im Weinberg, nur dort kann Qualität produziert werden. Das richtige Fingerspitzengefühl ist hier gefragt, die Reben so zu pflegen, dass sie trotz unterschiedlichster Witterungsverläufe der einzelnen Jahrgänge, charaktervolle Qualitäten liefern. Im Keller ist dann kontrolliertes „Nichtstun“ angesagt mit dem Ziel das Potential aus dem Weinberg in die Flasche zu bekommen.

DAS WEINHAUS   Leider gibt es immer noch viele Weintrinker, die Weine aus Württemberg belächeln und nicht ernst nehmen. Wirst Du ebenfalls damit konfrontiert, und wenn ja, was hast Du entgegenzusetzen?

Naja, als ich zum Beispiel in Australien war wurde ich grundsätzlich belächelt sobald es um deutschen Wein ging. „Wie,... in Deutschland wird Wein angebaut?“ Da ist es dann auch egal aus welcher Weinbauregion man kommt. Bei den Leuten die sich wirklich auskennen (Winzer, Sommelier, Journalisten ...) ist das natürlich ganz anders. Da sind unsere Weine sehr bekannt und werden bewundert. Ähnlich ist es mit Württemberg in Deutschland: Viele haben noch die halbtrockene Trollinger-Literflasche im Kopf, wenn Sie an Württemberg denken. So wie die Engländer Liebfrauenmilch nennen, wenn sie nach Wein aus  Deutschland gefragt werden. Doch bei vielen die sich ernsthaft damit beschäftigen, ist der hohe Qualitätsstandard den wir heute haben schon längst angekommen. Wenn ich mich bei meinen vielen jungen Kollegen in Württemberg umschaue, bin ich überzeugt dass es nur eine Frage der Zeit ist,  bis auch die paar „Übriggebliebenen“ überzeugt werden!

DAS WEINHAUS   Welche Visionen und Ziele verfolgst Du auf Deinem Weingut? Und wo siehst Du den Betrieb in 10 Jahren?

Ich will weiter Jahr für Jahr schöne Weine machen. Und das über die 10 Jahre hinaus.

DAS WEINHAUS   Du verkostest sicher viele Weine von Kollegen aus der ganzen Welt. Welcher Wein hat Dich in den letzten Monaten nachhaltig begeistert?

In der Tat verkoste ich viele Weine, da waren in den letzten Monaten auch viele beeindruckende Sachen dabei. Zu viele um sie alle aufzulisten. Mein Handy ist voll mit Bildern von Weinflaschen, die mich fasziniert haben.

DAS WEINHAUS   Gibt es für Dich Vorbilder oder Winzer-Kollegen zu denen Du aufschaust?
Da gibt es viele, eigentlich ist jeder der große Weine macht ein Vorbild. Aber ich glaube am meisten hat mich bei meinem letzten Praktikum die Philosophie von Dominique Lafon geprägt. Die Zusammenarbeit hat sehr viel Spaß gemacht und ich konnte doch das ein oder andere mit nach Hause nehmen.

DAS WEINHAUS   Gute Winzer essen auch gerne gut! Welches Restaurant in Deiner Region muss man unbedingt besuchen, wenn man Dich in Bönnigheim besuchen kommt?

Nun,  nach einem Besuch bei mir sollte man lieber keine weiten Strecken mehr fahren.  Daher würde ich spontan den Adler am Schloss in Bönnigheim empfehlen wenn es um raffinierte und moderne Küche geht. Wer Lust auf hochwertige traditionelle Gerichte hat, dem kann ich den Adler in Botenheim ans Herz legen.

DAS WEINHAUS   Christian, herzlichen Dank für das interessante Gespräch!
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg.

 

Claus Preisinger

C H R I S T I A N    D A U T E L

 


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